CELLE. Oldtime-Jazz, Dixie und Swing vom Feinsten! Die Blackpoint Jazzmen sorgten bei der traditionellen Muttertagsjazz-Matinee der Neuen Jazzinitiative Celle (NJIC) – erstmals im Saal des Celler Stadtpalais – für jede Menge Schwung und gute Laune. Die Aussicht auf ein unterhaltsames Konzert in Kombination mit perfektem Sonntagswetter hatte zahlreiche Besucher angelockt. Und die Herrenriege gestandener Jazz-Musiker hat die Erwartungen des Publikums mehr als erfüllt: zwei Stunden Swingen und Schwofen zum Sound einer souveränen, motivierten Band, die das Publikum sehr schnell in ihren Bann gezogen hat.

Fehlten nur die roten Samtsofas, dann wäre die Atmosphäre eines angesagten Jazzclubs aus den 20er Jahren perfekt. Auf alle Fälle ein überaus passendes Ambiente für die sieben Musiker – Peter Albrecht (Posaune), Claus Cordemann (Klarinette/Saxofon), Wolfgang Heidenreich (Trompete) sowie Rainer Haase (Piano), Klaus Heuermann (Gitarre), Bernd Senger (Bass/Vocals), Sherry Fischer (Schlagzeug) –, die die Tradition der Blackpoint Jazzmen in Ehren halten. Da war die klangvolle Interpretation „At the Jazzband Ball“ – im New Orleans von 1917 – eine temperamentvolle Einstimmung auf mehr.

Dass die Jazzmen nicht nur Tempo, sondern auch den wunderbaren Südstaatenschmelz perfekt hinbekommen, bewies die Band mit „South Blues“ und „Do You Know What It Means“ … to miss New Orleans. Klarinette und Trompete ließen den Zuhörer förmlich in die schmerzlich-lustvolle Sehnsucht hineintauchen: Blues in seiner reinsten Form, aus der nur ein kraftvoller Dixie wieder herausziehen konnte. Das Programm mit diesem Wechselbad zwischen Schwelgen und Tanzbeinjucken war gut gewählt. So war für jeden Geschmack und jede Stimmung etwas dabei. Das Glücksgefühl der Band, endlich wieder live vor Publikum spielen zu können, war vom ersten Stück an greifbar, und ihr Spaß übertrug sich schnell auf das Publikum.

Inspiriert ergänzten die zahlreichen sehr gelungenen Solopartien: Herausforderungen, die angenommen und in ambitioniertem Wettstreit voller Spielfreude ausgetragen wurden. Das Publikum quittierte dies mit stürmischem Zwischenapplaus – Zeichen verdienter Anerkennung, die am Ende zu mehreren ertrotzten Zugaben führte.

Nach der Pause bekam der Swing mehr Raum. Bei Duke Ellingtons „It Don’t Mean A Thing” ging nicht nur auf der Bühne die Post ab. Und „Caldonia“ von Fleecie Moore bekam in der Interpretation der Jazzmen beinahe schon eine Spur von Funk. Für diesen gekonnten Mix und eine spürbar harmonische Bandpräsenz sorgte, neben dem hervorragenden Blech, auch eine einfühlsame Rhythmusgruppe inklusive Gesang von Bernd Senger.

 

Bericht Cellesche Zeitung vom 10. Mai 2022