Sa, 09.07.2022

Jubiläumskonzert mit Tonspur und Hometownband

Frischer Bigband-Sound zum Jubiläum der Neuen Jazzinitiative

Auf das Lebensgefühl kommt es an: Mit „Tonspur“ und „Hometownband“ nachträglich Geburtstag gefeiert

Celle. Gleich doppeltes Konzertvergnügen mit zwei Bigbands gab es für die Besucher am Samstag auf der Bühne des Schlosstheaters. Mit „Tonspur“ und „Hometownband“ bewiesen zwei junge Orchester eindrucksvoll, dass es rund um Celle und in den Musikhochschulen – ausgehend von Hannover – mit dem Nachwuchs in Sachen Jazz wirklich gut bestellt ist – auch wenn sich Bandleader Moritz Aring für „seine“ Jugend-Bigband der NJIC aktuell „etwas Verstärkung in der Saxofonsektion“ wünscht. Noch gilt es die Proben-Zwangspause durch Corona aufzuarbeiten – und ein paar Ausfälle in beiden Ensembles wurden, dank bester Beziehungen, erfolgreich und sehr kurzfristig neu besetzt. Der Qualität sowie dem Konzertgenuss, die beiden Bigbands in festlichem Rahmen live mitzuerleben, tat das keinen Abbruch.

Voller Schwung, mit klassischem Swing, machte „Tonspur“ den Anfang. Auf die Zuhörer wartete eine satte Ladung Bigband-Sound in unterschiedlichen Formen: Von Swing und Funk über Latin bis zu Blues und Soul – eine bunte Mischung für jeden Geschmack. Für die Portion Funk im zweiten Stück sorgte unter anderem Heinrich Hummel an der E-Gitarre. „Die große Herausforderung – aber ich war überzeugt, das schaffen sie“ (so von Aring anmoderiert) – mit dem Stück „Basically Yours“ von That Jones erwies sich als musikalischer Höhepunkt im ersten Teil des Konzerts. Dieses träge Dahinschwofen in einer feuchtheißen Bar um 4 Uhr morgens, klanglich umgesetzt, war perfekt nachempfindbar.

Mit der „Hometownband“ übernahmen nach kurzer Pause Studenten und Profis die Bühne. Unter den Bandleadern Moritz Aring (Saxofon) und Robert Dörfer (Trompete) hat sich das ursprünglich (vor allem an der Hochschule von Hannover zusammengefundene) Orchester, was die 19 Musiker betrifft, inzwischen deutschlandweit und international erweitert. Auch an ihrem ganz eigenen Stil arbeitet die Bigband kontinuierlich und mit viel Erfolg. Auf ihrer Setliste stehen deshalb nicht nur selbst arrangierte Standards sondern auch neue Kompositionen aus den eigenen Reihen. Ihr Sound ist klar und frisch – und frech. Hier geht’s ums Ausprobieren und Grenzen-Abstecken, um einen urwüchsigen Spaß am Jazz in all seinen Facetten und Möglichkeiten – traditionelle Bodenhaftung jung weitergesponnen, weitergefühlt.

Auf das Lebensgefühl, auf „das Wichtige im Leben kommt es an“, so Moritz Aring. Das hat er musikalisch mit „What Really Matters“ festgehalten und mit der Hometownband klangvoll umgesetzt. Die Faszination für Gershwins Musikverständnis kam in verschiedenen Stücken deutlich heraus – unterstrichen von der in letzter Minute dazugeholten Sängerin mit zwei Parts aus „Porgy and Bess“. Krönender Abschluss: „Red Sand“, lautmalerisch zwischen wildem Verkehrschaos und orientalischem Timbre – und mit einem beeindruckenden Solo von Drummer Erik Mrotzek.



Quellenangabe: Cellesche Zeitung vom 12.07.2022, Seite 13

 

 

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