CELLE. Hier geht es zur Sache: Das machten die fünf in Kunst & Bühne schon mit dem ersten Stück klar. Auf der Basis von flottem Swing-Rhythmus reihen sich kurze Melodiesequenzen aneinander wie Perlen auf einer Schnur, mit ausreichend Luft dazwischen zum Loslösen und Fabulieren in den Soloparts: Virtuos junger Jazz mit alten Wurzeln – lebhaft, eindringlich und sehr präsent – oft mit einem Abstecher in die Klassik. Das Einnehmendste dieses Fynn-Großmann-Quintetts war allerdings der in jedem Part spürbare Spaß, den die Mitglieder beim Spielen hatten.

Die Kompositionen kommen aus Fynn Großmanns Feder, „aber eigentlich es ist ein gemeinsamer Entwicklungsprozess“. Inspiriert wird er aus Momentaufnahmen – ob ein vernachlässigter Flügel in Paris oder ein regennasser Spaziergang an der Flensburger Bucht. Selbst Gegenstände oder Geometrie sind impulsgebend – Pyramide oder Linien und Kreise. Jedes Stück erzählt seine eigene Geschichte. Dass Fynn dafür auch mal zur Oboe greift (im Jazz eher ungewöhnlichen) zeugt von Experimentierfreude und dem Ausloten, was möglich ist.

In der Ankündigung des Gastgebers, der Neuen Jazzinitiative Celle, heißt es: „Die Kompositionen bieten genügend improvisatorische Freiräume, die die fünf Musikerpersönlichkeiten in der gesamten energetischen Bandbreite vom Beinahe-Stillstand bis hin zur musikalischen Eruption auszunutzen wissen.“ Das mit der Eruption kommt konstruktiv in der Mitte, baut sich – leise, herantastend, verträumt auf. Zum Höhepunkt verschmelzen Tempo und Klangsprache zu einem, eben noch beherrschten, Chaos, um anschließend auf brillante Weise wieder in ihrne Bestandteile aufgelöst zu werden.

Neben dem Bandleader und Namensgeber Fynn Großmann (Saxophon/Oboe) besteht das Fynn-Großmann-Quintett aus Clara Däubler (Bass), Phillip Dornbusch (Saxophon/Klarinette), Marko Djurdjevic (Piano) sowie Johannes Metzger (Drums) – einem Mix aus Musikern, die in Berlin und Hannover beheimatet sind. (dhe)

Bericht: Cellesche Zeitung vom 06. Oktober 2022