CELLE. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie gut das tut, endlich wieder vor Publikum zu spielen!“ Das Geständnis rührte nicht nur das Publikum – die Zuhörer im voll besetzten Kreistagssaal Celle teilten die Freude von Melanie Germain, Bandleader Nigel Moore und der Celler Bigband spürbar: Zweimal musste das traditionelle Nikolausjazz-Konzert ausfallen, „aber wir waren nicht untätig und haben einiges Neues im Programm.“ So machten sich die Musiker am Mittwochabend umso eifriger ans musikalische Werk und holten nach, was ganz offenbar so schmerzlich vermisst worden war.

In der Begrüßung der charmanten Moderatorin war dann auch zu erfahren, dass sich in der Besetzung der Celler Bigband einiges geändert hat – „einige Mitglieder mussten sich anderen Beschäftigungsgebieten zuwenden“. Dafür kamen ein paar neue Musiker dazu. Dann hieß es zum ersten Mal wieder „Mützen auf“ und gemeinsam eingestiegen ins Konzert mit einem Weihnachts-Klassiker – zunächst noch instrumental. Als Sängerin betrat Melanie Germain mit einer Neuinterpretation von „Shallow“ (bekannt durch Lady Gaga) die Bühne – eine ziemliche Herausforderung, stimmlich wie spielerisch. Etwas viel Sturm und Drang zu Beginn. Kein Wunder, nach so langer Pause.

Im Laufe des Abends fand die Bigband immer mehr in die gewohnte Harmonie zusammen. Vor allem in den Stücken, in denen sie so richtig Dampf ablassen konnten, überzeugte das Orchester und riss auch die Zuhörer mit Swing und Funk – und einer guten Portion Rock-Pop mit – wie es die den Rhythmus aufnehmenden Beine, Hände und Köpfe dokumentierten. Ein Highlight dann auch „The Jazz Police“ mit hervorragender E-Gitarre. In dem Arrangement von Phil Collins „Against All Odds“ tat sich dafür die Saxofon-Phalanx sehr gut hervor. Auch das Solo von Altmeister Nigel Moore war hörenswert und begeisterte das Publikum. Und auch ohne Akkordeon war die Neuaufnahme von Astor Piazzollas „Libertango“ eine Wucht.

Immer wenn die Nikolausmützen aufgesetzt werden, wird’s weihnachtlich – das ist eine der lieb gewonnenen Traditionen, die Fans der Celler Bigband schon kennen. Mit „White Christmas“, „All I Want for Christmas Is You“ oder „Here Comes Santa Claus” sorgten Orchester und Sängerin für die entsprechende Adventsstimmung. Richtig sexy wurde es mit „Feeling Good“. Ein Hauch Orient zog durch den Saal bei „Savannah“ (im Ursprung eine alte Komposition von Fauré) und anschmiegsam „bluesig“ bei „Night and Day“ von Cole Porter oder der Zugabe „What Are You Doing on New Year‘s Eve“.

Insgesamt ein gelungener Programmmix und ein Konzert, das großen Spaß gemacht hat, auch wenn der angesprochene spielerische Enthusiasmus, hier und da zugunsten softer Harmonie gebremst, die Sache noch runder machen würde.

 

Bericht Cellesche Zeitung vom 09.12.2022