Hölty-Bigband und „Tonspur“ geben Gemeinschaftskonzert im Beckmannsaal
Kirsten Pröve-May
Celle. Warum, fragt man sich, warum hat dieses Doppelkonzert der beiden Bigbands vom Hölty-Gymnasium unter der Leitung von Joschua Claassen und „Tonspur“ mit Bandleader Moritz Aring erst jetzt und nicht schon viel eher stattgefunden? Eine jahrelange Freundschaft verbindet die beiden Leiter und auch die Gruppe „Tonspur“ ist nicht etwa neu gegründet worden, sondern existiert bereits seit 2015.
Der Beckmannsaal war an diesem Donnerstagabend fast vollends gefüllt, ein Konzert auf Initiative der Neuen Jazz-Initiative Celle (NJI). „Tonspur“ ist die Projekt-Bigband der NJI und ist quasi die Fortführung der in den Schulen gesammelten Erfahrungen in einer Bigband.
Die Zusammensetzung der beiden Bands unterschied sich nur in Nuancen: in einer stärken besetzten Rhythmus- und Schlagzeuggruppe des Hölty-Gymnasiums plus Tuba-Spieler, bei Tonspur zusätzlich ein Kontrabass und Sopransaxofon. Ansonsten waren beide Gruppen aus Bläsern, Klavier und Gitarren etwa gleichstark in Bezug auf die Anzahl der Musiker.
Das Programm der Formationen war zwar Bigband-Sound, unterschied sich aber sehr. Während Claassen auch auf populäre Stücke, wie zum Beispiel „Fields of Gold“ von Sting zurückgriff oder auch die Beatles „bemühte“, waren es bei „Tonspur“ sehr jazzige Klassiker von Count Basie (1904 bis 1984), Neal Hefti (1922 bis 2008) oder Thad Jones (1923 bis 1986). Die beiden Letztgenannten waren amerikanische Trompeter. Alles wurde in unbearbeiteter Version vorgetragen, also so, wie das Original komponiert wurde.
Und während man mit der Hölty-Bigband von Mexiko nach Spanien reiste und dem Funk-Stück „The Chicken“ von Jaco Pastorius (1951 bis 1987) lauschen konnte, hörte man bei „Tonspur“ „Teddy the Toad“ (Teddy, die Kröte) vom Count-Basie-Orchester und Neal Hefti. Mit „Cute“ von Lionel Hampton (1908 bis 2002) wurde es „niedlicher“, so die deutsche Übersetzung.
Und so waren es neben dem begeisterten Publikum auch immer wieder die beiden Bandleader, die „ihren“ Schülern Respekt und Anerkennung in Form von Applaus zollten. Der Stolz war ihnen anzumerken, denn, so Aring ganz richtig: „Ja, wir können proben, arbeiten und Fehler ausmerzen. Doch das Allerwichtigste ist es, ‚Bock‘ zu haben“, und meint damit die eigene Motivation, in der Gruppe, aber natürlich auch immer wieder daheim zu üben.
Bei beiden Bands stachen auch immer wieder Solisten und Solistinnen hervor, sei es am Saxofon, an der Posaune, der Trompete oder der E-Gitarre. Auch jeweils eine Sängerin und ein Sänger komplettieren den Auftritt. Alle waren klasse und genossen – trotz der sicherlich großen Anspannung und Herzklopfen – jeden Ton bei ihrem ganz eigenen Auftritt.
Den Worten von Aring „Wer braucht nach Hannover zu fahren, wenn es in Celle so viel Jazz gibt“ kann man nur zustimmen. Er verwies in diesem Zusammenhang auf das neue Programmheft der NJI für das zweite Halbjahr 2024, in denen auch viele „bekannte“ Gesichter dieses Konzertes zu entdecken sind.
Die beiden Gruppen dieses Konzerts spielten nacheinander und doch war es ein wunderbares Miteinander. Gute Laune, gute Musiker, gute Bandleader – mehr geht nicht.
Bericht Cellesche Zeitung vom 26.08.2024