Celle. „Let´s swing“ mit „The Milltones“ – besser könnte man die Aufforderung des jüngsten Konzerts im Programm der Neuen Jazz Initiative Celle (NJIC) in Kunst & Bühne nicht ausdrücken. Wie das Wort „Swing“ schon sagt, versetzt die gleichnamige Musikform aus dem großen Pool des Jazz mit seinem Rhythmus das Publikum in besondere, mitreißende Schwingungen und animiert stark zum Tanzen – oder zumindest zum Mitwippen und Wiegen. Für mehr war in dem kuschlig-engen, vollbesetzten Celler Kulturcafé kein Platz.

Die Milltones swingen und singen sich seit rund 25 Jahren als „kleinstes internationales Tanzorchester Hildesheims“ durch Veranstaltungen und Bühnen. Dabei findet nicht nur Musik der 40er Jahre, dem Hot Swing im Stil von Louis Armstrong und Django Reinhardt oder Songs aus dem Repertoire des King Cole Trios bis hin zu den großen Croonern Bing Crosby, Frank Sinatra und Mel Tormé im Programm des Trios Raum.

Matti Müller (vocals/rhythm guitar), Gunnar Hofmann (lead guitar) und Michael Cammann (double bass) verwandeln mit ihren speziell „verswingten“ Arrangements auch Rockklassiker, Pop und Schlagerhits, Deutschsongs und französische Chansons in unbefangene Tanz- und Unterhaltungsmusik – Wiedererkennungswert inbegriffen.

Eine Jazzsparte – unkompliziert und gradlinig – die einfach gute Laune produziert und Spaß macht, damit kann sich vielleicht nicht jeder anspruchsvolle Jazzliebhaber anfreunden. Doch Jazz ist breitgefächert und seine Grenzen weit gefasst – und Lindy Hop, Charleston und Boogie-Woogie begeistern gestern wie heute zahlreiche Menschen – auch die Jüngeren wieder – und verführen zum Grooven und Tanzen.

Ein Schwung, der glücklich machen und Brücken schlagen kann, weiter zu Dixi und Oldtimejazz, Bigbandmusik und Jazzklassiken – und vielleicht sogar anderen Formen von Jazz. Und zumindest mit den instrumental interpretierten, variierten, sich freispielenden Soli der drei Vollblutmusiker kann es an der verdienten Einreihung in die Garde gestandener Jazzinterpreten keinen Zweifel geben.

Breitgefächert auch die Sprache im Gesang: Souverän wird da von Englisch zu Französisch und Deutsch gewechselt. Nichts scheint vor der Interpretierfreude und dem Umwandlungsspaß der Milltones in den Swingrhythmus sicher. Da machte die Vorliebe für Beatles-Songs keine Ausnahme. Von „… Alles nur geklaut“ der Prinzen, über Reinhard (Frederik) Meys „Über den Wolken“ und Karats „Über sieben Brücken…“ zu „Every breath you take“ (The Police/ Sting) und „I what to be free“ von Queen – die Songs schenkten auch in ihrer überraschenden Swing-Form ein freudiges Wiedererkennen und nachhaltige Begeisterung.

Hier und da mischte sich auch ein gezielter Ausrutscher wie „Come tot he Cabaret“ (als Latin-Samba aufbereitet) oder ein musikalischer Roadtrip wie „Welcome America, how are You“ ins Repertoire. Und als letzte „letzte Zugabe“ schickte „Ich möchte so gern nachhause geh´n“ aus dem Film „Toxi“ (50er Jahre) die unersättlichen Zuhörer wie ein liebevolles Lullaby endgültig nachhause.