Celle. Ein Bonbon musikalischer Extraklasse mit einem Kern geschichtlicher Aufarbeitung – der Verein Kunst & Bühne hatte am Wochenende einen Genuss besonderer Güte für die Besucher des Kulturcafés in Celle auf dem Plan. Zwischen zwei Sets mit einnehmendem Jazz gab es noch etwas Kulturgeschichte als Videoeinspielung mit Anke Maecker – als Hommage an Caroline Mathilde, die dänische Königin, die ihre letzten drei Lebensjahre in Celle verbrachte und an die, anlässlich ihres 250. Todestags, in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen erinnern.

Eine Hommage ist auch Kristin Korbs aktuelles Konzertprogramm „Sweet Dreams“ – der Songtitel verrät es bereits – für die Band Eurythmics. Die Eurythmics waren ein 1980 gegründetes, sehr erfolgreiches britisches Pop-Duo, bestehend aus Annie Lennox und Dave Stewart. „Ich habe die Musik als Teenager gehört – und schon damals hat sie mich begeistert“, verrät Kristin Korb. „Und das ist auch so geblieben. Die Musik hat mich begleitet und später wurden die starken Frauen wie Annie Lennox, Aretha Franklin oder Tina Turner meine Vorbilder, die mich glauben ließen, ich könnte ein Leben als Jazzsängerin auch schaffen“.

Die von Lennox im Jahr 2008 gegründete Organisation The Circle setzt sich für die Rechte der Frauen ein, für Gleichberechtigung und gegen Gewalt. Ein weiteres Statement zum Thema „Starke Frauen“, das an diesem Abend auch Caroline Mathilde miteinschloss.

Einen ersten Eindruck von Kristin Korb konnte das Publikum in Celle schon am Mittag auf dem Brandplatz bekommen, wo sie einen kurzen Soloauftritt mit Bass absolvierte und damit den ein oder anderen noch spontan Entschlossenen in das Abendkonzert lockte. Noch etwa anderes verbindet Korb und Caroline Mathilde – beide „landeten“ wegen ihrer Hochzeit in Dänemark. Die amerikanische Jazzbassistin und Sängerin zog 2011 zu ihrer großen Liebe, die 15-jährige Welfenprinzessin 1866 als frischgebackene dänische Königin in ein fremdes Land.

Aus 80er-Hits wie „There Must Be an Angel“, „Don’t Let Me Down“ oder eben „Sweet Dreams (Are Made of This)“ haben Korb und Band ihre eigenen Arrangements im Stil von harmonischem, swingendem „Straight-ahead Jazz“ gemacht. Neue Interpretationen, die nicht weniger überzeugen als die Originalhits. Respektvoll angegangen und doch – neu, authentisch – kaum mehr „Cover-Versionen“ zu nennen, vielmehr ein Fortspinnen von Gedanken und Gefühlswelten – angestoßen von den Lyrics, aber auch hier mit möglichen neuen Perspektiven.

Mit Magnus Hjorth am Piano und Snorre Kirk an den Drums bildet Kristin Korb am Kontrabass ein harmonisch aufeinander eingespieltes Trio – Jazz vom Feinsten spielen die drei. In den Arrangements gibt es stets ausreichend Raum für instrumentale Soli. Korbs Stimme – luftig-leicht, klar, unprätentiös und uneimlich facettenreich und sicher im Modulieren – ergänzt das Ganze perfekt.

Mühelos beherrscht die Sängerin daneben auch ihr Instrument. Egal, ob eingebunden in flotte Swing-Rhythmen – ein bisschen Latin oder eine Spur Funk hier und dort – oder ganz „down gesized“ zu einem melancholischen Blues: Ein Hauch Musik und jede Menge Gefühl – Kristin Korb und ihre Begleiter ließen ihren Zauber auf der Bühne wirken und nahmen sowohl Eurythmics-Fans als auch Jazzliebhaber gleichermaßen für sich ein.