Wienhausen. Keine Frage, diese junge Musikerin ist tatsächlich ein „Shootingstar“! Zumindest schießt sich Leonora Tomanoski, einmal gehört, direkt in die Herzen der Fans von funkigem Jazz und einem, man möchte fast sagen „lyrischen“ Saxophon. Das Ausnahmetalent gründete mit nur 17 Jahren, gemeinsam mit dem Bassisten Herve? Jeanne, 2024 die Band „The Sanborn Project“.

Die fünfköpfige Band aus Hannover nimmt inzwischen mit ihren gemeinsamen Auftritten nicht nur Insider für sich ein. Auch die zahlreichen Zuhörer im Saal des Braugasthauses Mühlengrund in Wienhausen, die der Einladung der Neuen Jazzinitiative Celle in der Reihe „Jazz‘t auf’m Land“ gefolgt waren, zeigten sich vom jüngsten Konzert begeistert. Vor allem in den sozialen Medien überschlagen sich seit Bandgründung Lob und Empfehlungen.

Im Saxophonforum etwa wurde gepostet: „Ich möchte Euch auf diese unfassbar begabte Siebzehnjährige mit großer Sanborn-Leidenschaft hinweisen. Da geht mir doch das Herz auf. Live zu hören derzeit nur rund um Hannover, aber das wird sich bestimmt ändern …“. Als Geheimtipp gelten Leonora Tomanoski (auch als Studiomusikerin begehrt) und „The Sanborn Project“ längst nicht mehr. In Celle waren sie bereits Anfang des Jahres zu hören. Kein Wunder also, dass dieses Konzert saalfüllend überraschend viele Jazzbegeisterte „aufs Land“ gelockt hat.

Der Name Sanborn mag zusätzlich gezogen haben: Wie schon der Name verrät, sollte der Zusammenschluss dieser Projektband eine Hommage an das gemeinsame große Vorbild David Sanborn sein. Ihrer Setliste setzt sich dementsprechend fast ausschließlich aus der umfangreichen Hitliste des 2024 verstorbenen „Meisters des Jazz-Funk-Saxophons“ zusammen. Die aus Leidenschaft zu einer Jazzikone geborene Band vereint einige der besten Musiker der Jazzszene Hannovers – neben Leonora Tomanoski (Saxophon) und Hervé Jeanne (Bass) sind das Helge Adam (Piano/Keyboard), Lars Bernsmann (Gitarre) sowie Chris Wirtz (Drums).

Es wurde zu einem Abend voller Groove, funkigem Rhythmus, mitreißendem Beat, einer satten Prise Soul – und mit zahlreichen, wunderbar ausgefüllten Soli. Hineintauchen und sich von der Intensität und der virtuosen musikalischen Umsetzung dieser großartigen Band tragen lassen, hieß hier die Devise. Bemerkenswert vor allem, was das schon so souveräne und selbstbewusste Spiel der jungen Saxophonistin betrifft. Ob „Funky Banana“, „Morning Salsa“, „One Hundred Ways“ oder – nomen est omen – „Straight to the Heart“: ein Highlight nicht nur für alle, die bei den Anfängen einer hoffnungsvoll aufsteigenden Karriere dabei sein konnten.

Dem konnten auch die Last-Minute-Ankunft wegen verstopfter Straßen – kaum Zeit für einen Soundcheck vorab – und der kaputte Regler nicht wirklich etwas anhaben. Die Qualität und das gefühlvolle Engagement der Musiker und ihrer Musik konnten trotz alldem überzeugen (und man ahnte, wie noch toller es richtig ausgesteuert klingen kann). Die Mund-zu-Mund-Propaganda wird auch nach diesem Abend funktionieren. (dhe)