Als sich die Neue Jazzinitiative Celle (NJC) 1996 – nach dem Zerwürfnis unterschiedlicher Lager in Sachen, wo soll es hingehen mit der Jazzmusik vor Ort – gründete, stand eines fest: Die Jugendarbeit soll entschieden im Fokus stehen.

Nach fast 30 Jahren vielfältiger Aktivitäten und Angebote des Vereins lässt sich unzweifelhaft bestätigen, dass diese Zielvorgabe erfolgreich verfolgt und eingelöst wurde. Mitte Mai veranstaltet die NJIC zum 25. Mal den Jugendjazztag Celle im Kreistagssaal an der Trift.

Ein Anlass zum Feiern und um sich etwas genauer mit den vielfältigen Möglichkeiten erfolgreicher Jugendarbeit zu befassen. CZ-Mitarbeiterin Doris Hennies traf Rudolf Markfort (Jugendwart der NJIC seit 2012) und Moritz Aring (unter anderem Leiter der Jugendbigband „Tonspur“) zum Gespräch.

 

Die Idee für einen Jugendjazztag entstand bald nach Gründung der NJIC – mit welchem Konzept?

Rudolf Markfort: Es sollte eine Veranstaltung sein, bei der alle bestehenden Schulbands und Jugendformationen im Landkreis, die sich – weitgefasst – mit Jazzmusik befassten, die Gelegenheit bekommen, vor Publikum aufzutreten. Nicht in Form eines Wettbewerbs, sondern in der verbindenden Gemeinschaft, die gleiche Art Musik zu machen und einander zu unterstützen.

Der Jugendjazztag sollte allen Alters- und Könnensstufen eine Plattform bieten, sich zu präsentieren und zu zeigen, was man sich erarbeitet hat, ohne ein ganzes Konzert bestreiten zu müssen. Aber auch ein Treffpunkt für junge Menschen mit ähnlichen Interessen werden, zum Erfahrungsaustausch und für gegenseitige Bestätigung. Bestenfalls auch noch, um anderen Lust und Mut zu machen, sich auch in einer Schul- oder Jugendband zu beteiligen.

 

Wie zeigt sich der Jugendjazztag heute – ist das Konzept aufgegangen?

Markfort: 25 Jahre erfolgreich, das spricht wohl für sich. Nur in den beiden Corona-Jahre musste die Veranstaltung ausfallen. Das erste Mal danach war für Schüler und Lehrer gleichermaßen anstrengend und herausfordernd. Die Bandarbeit musste erst wieder aufgebaut werden, aber die Motivation war sehr stark. Inzwischen kommen zu der Veranstaltung immer mehr Zuhörer, die nicht aus Mitschülern oder Familienreihen kommen.

Und die jungen Musiker bleiben auch nach ihrem rund 20-minütigem Auftritt (da ist die Zeit für alle beteiligten Ensembles gleich) im Saal, um den anderen zuzuhören und sie mit Präsenz und Beifall zu unterstützen. So haben wir uns das gewünscht – Teilhabe statt Wettkampf. Und aus den Beiträgen entsteht außerdem jedes Jahr ein Mitschnitt für eine CD.

 

Bleiben da noch Wünsche für die Zukunft offen?

Markfort: Nun ja, wir haben immer noch ausreichend Platz und Zeit für weitere junge Nachwuchsformationen und Bands. Es wäre schön, wenn diese nicht nur aus den Gymnasien, sondern mehr noch aus anderen weiterführenden Schulen kämen. Im Prinzip kann jedes Jugendensemble mit in etwa passendem Jazzrepertoire mitmachen – auch wenn sie nicht den obligatorischen Einladungsrundbrief zum Jahreswechsel erhalten hat. Und natürlich brauchen wir auch Sponsoren und Unterstützer für unsere Jugendarbeit. Da sind wir Stadt und Landkreis sowie der Lauenburgischen Landschaft sehr dankbar. Die einfachste Form für Privatleute, uns zu unterstützen, wäre eine Förder-Mitgliedschaft bei der NJIC.

 

Die Jugendarbeit der NJIC beschränkt sich aber nicht auf die Ausrichtung des Jugendjazztages?

Markfort: Nein, eine feste Säule der Jugendarbeit bilden die regelmäßig übers Jahr verteilten, fünf bis sechs Sessions in Kunst & Bühne, in denen Alte Hasen mit ambitionierten Youngsters gemeinsam und in wildem Mix zusammenspielen und Auftrittserfahrung sammeln. Die Sessions sind sehr wichtig (so Moritz Aring). Bei dieser Live-Musik geht es um selbst spielen und zuhören – das weckt Interesse. Ein bisschen Mut gehört dazu, sich zu trauen – wird aber mit dem Erlebnis, gemeinsam Musik zu machen und von einem Team mitgenommen zu werden, belohnt.

Jazz ist die kommunikativste Musikrichtung – sie stellt im Rahmen eines funktionierenden Kollektivs das Individuum (einmal mehr durch die Soloparts) in den Vordergrund. Man brennt dafür, mehr Menschen für dieses Genre zu begeistern und Erfahrungen weiterzugeben, sich dafür zu engagieren.

 

War das auch ein Ansatz, vor knapp zehn Jahren die junge Bigband „Tonspur“ zu gründen?

Moritz Aring: Unbedingt! Der Bandgedanke wuchs aus einer Gruppe von jazzbegeisterten jugendlichen Musikern, die irgendwie noch mehr wollten als in den verschiedenen Schulbands zu spielen. Unter der „Schirmherrschaft“ der NJIC entstand daraus 2015 das Projekt Tonspur – eine Bigband, die blieb. Es ist eine Einladung an alle Schüler, die ambitioniert sind, sich einzubringen und wirklic h Lust haben, gemeinsam Jazz- und Bigbandmusik zu machen. Jeder, der Bock darauf hat und mitziehen will, kann mitmachen. Der Grad des Könnens am eigenen Instrument ist zweitrangig. Jeder wird integriert und mitgenommen – man lernt automatisch dazu.

Allerdings müssen Tonspurmusiker auch Mitglied in einem Ensemble an ihrer Schule sein. Denn wir wollen die schulische Musikarbeit ja unterstützen und ergänzen, und keine Konkurrenz zu den Schulbands aufbauen. Tonspur generiert sich durch die Schuljahre immer wieder neu – Abschlussschüler gehen, neue Schüler kommen dazu. 

Eine Herausforderung und ein sich immer wieder neu zusammenfinden in den arbeitsintensiven Phasen in den Ferien. Tonspur wird im Übrigen unterstützt durch die Stiftergemeinschaft der Sparkassen.

 

Es gibt außerdem ein neues Projekt der NJIC?

Aring: Ja, es wird eine neu gegründete Combo für besonders motivierte und ambitionierte Jungmusiker geben. Die Bürgerstiftung unterstützt das Projekt finanziell zunächst für die ersten zwei Jahre. Wir brauchen aber noch weitere Spender, denn im Rahmen des Projekts sollen wöchentlich (auch theoretische) Unterrichts- und Übungsstunden – dankenswerterweise in den Räumen vom KAV – stattfinden, um ein richtiges Repertoire aufbauen zu können. Die genauen Einzelheiten werden noch geklärt. Das Angebot zur Teilnahme geht auch hier an alle Schüler weiterführender Schulen im Landkreis (also ab Klassenstufe 5).

Der 25. Jugendjazztag Celle findet am Samstag, 17. Mai, ab 15 Uhr im Kreistagssaal (Trift 26) statt. Der Eintritt ist frei – zur finanziellen Unterstützung der Jugendarbeit geht der Hut um.